Was Online-Redakteure gegen Fake News und Hatespeech tun können

Gestern hat der Verein #ichbinhier einen offenen Brief an die Online-Redakteure reichweitenstarker Facebookseiten geschrieben und sie darin aufgefordert, sich stärker gegen Fake News, Desinformation, Hatespeech, Hetze, Lügen und Verdrehungen einzusetzen.

Der offene Brief gibt einige konstruktive Ratschläge, was Online-Redakteure besser machen könnten. Das wünscht sich der Verein ichbinhier von den Online-Redakteuren:

1. Weniger Triggerthemen!

Stellt Euch bei der Themenauswahl breiter auf und bedient nicht die Erregungsspirale, die von einer kleinen, lauten Minderheit stetig in Gang gehalten wird, indem Ihr weit überproportional über Zuwanderung, „Ausländerkriminalität“ pp. schreibt.

2. Fakten statt Spekulation!

Berichtet, wenn Fakten da sind, ansonsten beruft Euch auf die Veröffentlichungen der Polizei. Wer über ein aktuelles Ereignis wenig Informationen hat, sollte zurückhaltend berichten und nicht wenige Teilinformationen zu einer großen Geschichte aufblasen. Wir alle müssen uns darum bemühen, Ungewissheit auszuhalten. Das gilt für die Journalisten wie für die Leser gleichermaßen.

3. Verzichtet auf Clickbaiting!

Seriöser Journalismus kommt ohne aus.Bitte kein Clickbaiting durch reißerische und teils irreführende Überschriften und das Provozieren heftiger Emotionen!

4. Geht verantwortungsbewusst mit Eurer Reichweite um!

Und so oder so: Wer die sozialen Medien für Reichweite nutzt, ist auch dafür verantwortlich, was unter den Beiträgen in der Kommentarspalte los ist. Die ersten Kommentare beeinflussen den Deutungsrahmen zu den Inhalten. Eine aufmerksame Moderation ist unerlässlich!

5. Macht Eure Kommentarspalten zum Wohlfühlort für Demokraten!

Eure Leser sollen sich auch in den Kommentarspalten wohlfühlen. Setzt daher Eure Netiquette durch! Macht die Kommentarspalten zu einem Ort, an dem Menschen sich austauschen können, ohne Angst haben zu müssen, beleidigt und angegangen zu werden. Wenn Ihr gut moderiert, schafft ihr Euch eine Community, die aus echten Menschen besteht und Euch langfristig unterstützt. Profile, die andere Nutzer persönlich angreifen, und solche, die sich menschenfeindlich äußern, gehören gesperrt.

6. Steht für journalistische Qualität ein!

Erklärt Eure Standards, immer und immer wieder. Nicht nur, weil wir für gute Debatten auch eine gute Faktenbasis brauchen, sondern damit wir und die Mitglieder Eurer Communities in der Fülle an Informationen die guten von den schlechten trennen können und diesen Maßstab woanders einfordern können

Der Verein #ichbinhier engagiert sich für ein friedliches Miteinander. In der Facebookgruppe des Vereins können wir uns alle für eine bessere Streitkultur im Internet einsetzen!

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David Lanius
Forscher am DebateLab des KIT
David Lanius ist Gründer und Leiter des Forums für Streitkultur sowie Forscher am DebateLab des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf strategischer Unbestimmtheit in Recht und Politik, Populismus, Fake News und den Möglichkeiten und Grenzen von konstruktivem Diskurs.